State of things
... oder die Suche nach dem Jetzt - ein Vorschlag von Harald F. Theiss, Kunsthistoriker | Kurator
Das Ausstellungsprojekt State of Things führt unterschiedliche, aber auch verwandte Beobachtungen, zumeist Foto- und Film-künstlerischer Positionen zusammen und interpretiert aktuelles Geschehen in und aus unserer Nähe. Es greift damit eine konzeptionelle Ausrichtung und Initiative auf: Europa − als eine gemeinsame Idee im Zeichen von Findung und Austausch, Verbindungen und Zugehörigkeiten, Zustand und Zukunft. Verbindung bedeutet Beziehung, Gemeinschaft und Zusammenhang. Unter anderem schreibt Wikipedia, der Begriff stehe für die Vereinigung zweier Objekte, wobei es unerheblich sei, ob beide in ihren Eigenschaften jeweils erhalten bleiben oder zu einem neuen Stoff mit veränderten Eigenschaften werden.
ABSENCE, 2019
- ÖLFARBE AUF PIGMENTDRUCK
- 110 X 80 CM - GERAHMT
GRIECHENLAND (BILD 244-138, THEODOR SCHEERER), 2019
- ARCHIVAL PIGMENT DRUCK
- 48 X 36 CM - GERAHMT
- EDITION 5 + 2 AP
RUMÄNIEN (N 1603 BILD-017, HORST GRUND, 1941, 2019/21
- ARCHIVAL PIGMENT DRUCK
- 48 X 36 CM - GERAHMT
- EDITION 5 + 2 AP
LIA DARJES
Wie kommt es, dass sich Nichtgläubige oder Christen für eine Religion begeistern können, deren Sprache und Semantik sie oftmals nicht verstehen und deren traditionelle Riten auf den ersten Blick wenig mit ihrer eigenen kulturgeschichtlichen Herkunft gemein haben? Dieser Frage ist Lia Darjes nachgegangen und thematisierte damit gängige Betrachtungsmuster des Islam zwischen Faszination und Angst in westlichen geprägten Gesellschaften. Über einen fotografischen Dialog wird dem allgemeinen Blickwinkel eine andere Perspektive hinzugefügt, möglicherweise eine Nähe zur Fremdheit erzeugt. Zugleich wird der Diskurs über Varianten der Betrachtung und Information von Bildern eröffnet.
KONVERTIEREN, 2014
- ARCHIVAL PIGMENT DRUCK
- JE 50 X 50 CM - GERAHMT
Lia Darjes wurde 1984 in Berlin geboren. Sie studierte bei Ute Mahler an der HAW in Hamburg und anschließend in der Meisterklasse von Ute Mahler und Ingo Taubhorn an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin. Seit 2011 ist sie als freie Fotografin tätig und wurde für ihre fotokünstlerische Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Ihre Arbeiten sind in Deutschland, Frankreich, Kanada, Russland und der Schweiz ausgestellt und in nationalen wie internationalen Medien, etwa Le Monde und CNN, veröffentlicht worden. Sie hat verschiedene Stipendien und Preise erhalten, darunter als Nachwuchstalent im Rahmen des Kunstpreises der Lotto-Stiftung Brandenburg. Seit 2018 unterrichtet sie an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin. Lia Darjes lebt und arbeitet in Berlin.
CLAUDIO GOBBI
Claudio Gobbi untersucht in seinen Langzeitprojekten europäische Geschichte, kollektives Gedächtnis und kulturelle Grenzen. In Persistence wird das Theater als ein unveränderter Ort mit überall gleicher identitätsstiftender und grenzübergreifender Funktion betrachtet. Über die Bilder von diesen Räumen entsteht eine andere, von Nationen losgelöste Kartografie kultureller Orte, die alle Länder miteinander teilen und gleichzeitig verbindet.
Es zeigt sich das alte Europa, das sich dennoch bereit für neue grenzenlose Entwicklungen und Erweiterungen erweist. Unter veränderten sozialpolitischen Situationen werden den Theatersälen weitere Bedeutungen hinzugefügt, die gleichzeitig über das vergangene, gegenwärtige und zukünftige kulturelle Leben und seine Perspektiven reflektieren.
RIGA, LATVIA, 2008, NEW THEATRE #1
- FINE ART PIGMENT PRINT
- 96 X 48 CM- GERAHMT
VANADZOR, ARMENIA, 2008, MOVIE THEATRE LORI #1
- FINE ART PIGMENT PRINT
- 96 X 48 CM- GERAHMT
SOFIA, BULGARIA, 2007, THEATRE SOFIA #1
- FINE ART PIGMENT PRINT
- 96 X 48 CM- GERAHMT
BERLIN, GERMANY, 2004, VOLKSBÜHNE #3
- FINE ART PIGMENT PRINT
- 96 X 48 CM- GERAHMT
Claudio Gobbi wurde 1971 in Ancona, Italien geboren. Er studierte Politikwissenschaft in Rom und Fotografie in Mailand. Mit seiner fotografischen Arbeit war er auf internationalen Ausstellungen vertreten, bekam etliche renommierte Preise und war Gastkünstler in der Pariser Cité Internationale des Arts. Er beschäftigt sich künstlerisch vor allem mit kollektiver Erinnerung, dem europäischen Erbe und der Geschichte des Kontinents.
Gleichzeitig versucht er, mit seinen Fotos die Grenzen der Fotografie als Medium auszuloten. Mit seiner Monografie über armenische Kirchen (Hatje Cantz Verlag) war der Fotograf 2016 für den Buchpreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels nominiert. Claudio Gobbi lebt und arbeitet in Berlin.
ILONA KÁLNOKY
Die Bildhauerin Ilona Kálnoky thematisiert und übersetzt in ihren Mischskulpturen Wendungen, Verknüpfungen und neue Verbindungen; von den Arbeiten hinterlässt sie manchmal nach Fertigstellung nur das fotografische Abbild. Dabei verwendet sie oft Rohmaterialien aus dem Baumarkt und setzt so Prozesse in Gang, die nicht immer steuerbar sind und nicht selten in einem unfertigen Zustand bleiben. In ihrer Materialwahl und der verknüpften künstlerischen Auseinandersetzung und Verformung verändert sich der Blick auf die Dinge und damit auch das Bewusstsein für gesellschaftliche Verhältnisse, ohne jedoch auf das Potenzial von Weiterentwicklungen zu verzichten.
FIGUR 10, 2016
- PORZELLAN, GLASIERT INKL. PODEST
- 60 X 10 CM
HEBEN-TRAGEN-RUHEN
- GIPS, HOLZ, ZIEGEL
- CA. 25 X 15 X 30 CM
FIGUR 1, 2014
- KERAMIK, GLASIERT, INKL. PODEST
- 47 X 16 X 9,5 CM
QUETSCHEN-QUELLEN-PLATZEN, 2014
- ZEMENT BALLON
- 20 X 20 X 21 CM
Ilona Kálnoky wurde 1968 in Styria, Österreich, geboren. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule für Keramik studierte sie an der weissensee kunsthochschule bei Karin Sander und Bernd Wilde. Sie stellte aus u. a in der Kunstkammer des Georg Kolbe Museums, in der Galerie Heike Curtze Wien, in der Landesgalerie Salzburg, in der Galerie Nord, in der Galerie Nosbaum Reding, im Haus am Lützowplatz und in der galerie weisser elefant in Berlin. Sie ist Mitbegründerin des UM Festivals für Kunst, Literatur und Musik. Ilona Kálnoky lehrt an der HNE Eberswalde und lebt in Berlin.
CHRISTIAN NICCOLI
Christian Niccolis Filme, die häufig etwas Absurdes an sich haben, verarbeiten stets autobiografische Erlebnisse des Künstlers und sind daher ebenso Selbstanalyse wie kritische Beobachtung unserer Gesellschaft und Realität. Die Erforschung der Mechanismen zwischenmenschlicher Beziehungen innerhalb eines vorgegebenen Systems stellt einen wichtigen Aspekt in Christian Niccolis Filmkunst dar. In der ausgewählten Arbeit wird ein Mann mitten in einer wie eine Wüste anmutenden Landschaft mit einem Hubschrauber abgesetzt. Der Film erzählt auf metaphorische Art vom radikalen Moment, einer (fremden) Welt ausgesetzt zu werden, und reflektiert die damit verbundenen Erwartungen sowie existenziellen Erfahrungen des Lebens.
UNTITLED, 2013
- 1-KANAL-VIDEO HD 4:10 MIN
- EDITION 5
Christian Niccoli wurde 1976 in Südtirol, Italien, geboren. Er studierte an den Kunstakademien in Florenz, Mailand und Wien. Seine Filme sind preisgekrönt und wurden international in Museen und Institutionen präsentiert, u. a. im Kunsthaus Graz, in der Cinémathèque québécoise in Montreal, im Museo Nazionale del Cinema in Turin, im 21er Haus − Museum für zeitgenössische Kunst in Wien, in der Berlinischen Galerie und im Haus der Kulturen der Welt in Berlin, im Musée de la Chasse et de la Nature in Paris, im Socrates Sculpture Park in New York, im Para Site / Art Space in Hong Kong, im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main, im MUSEION, Bozen, im FABRIKA
Centre for Creative Industries in Moskau, in der National Gallery of Modern Art in Bangalore, im EAC − Espacio de Arte Contemporáneo in Montevideo, im Museum of Contemporary Art in Stettin und im ACCEA − Armenian Center for Contemporary Experimental Art in Yerevan und im Rahmen der Transmediale in Berlin. Christian Niccoli lebt und arbeitet in Berlin.
STEFANIE SEUFERT
Stefanie Seuferts Bildersprache fokussiert alternative Deutungsmöglichkeiten von künstlerischen Handlungsabläufen, bei denen es um die Verbindung und das Verhältnis von Sichtbarkeit und Wirklichkeit geht. Das passiert nicht unbedingt zugunsten einer narrativen Formensprache, vielmehr erscheinen die zum Teil ephemer wirkenden fotografischen Abstraktionen als Versuche, Empfindsamkeit und fluide Zustände festzuhalten und spürbar zu machen. Damit hinterfragt die Künstlerin die Darstellbarkeit von Realität und gleichzeitig das Moment von zufälligem Geschehen sowie das Unvorhersehbare. Sie verweist dabei insbesondere auf Verschiebungen des Sehens auf die Dinge und den Zustand unserer Zeit sowie innerhalb des fotokünstlerischen Mediums.
VOLKSPARK, 2013
- ANALOGER C- PRINT
- 104 X 118 CM, GERAHMT
- EDITION
Stefanie Seufert wurde 1969 in Göttingen geboren. Sie hat am Lette Verein Berlin und an der Universität der Künste studiert. Ihre Arbeiten wurden jüngst u. a. in folgenden Institutionen gezeigt: Berlinische Galerie, DZ Bank Kunstsammlung Frankfurt, Kunstbibliothek im Museum für Fotografie Berlin, Künstlerhaus Bethanien, Berlin, NRW-Forum Düsseldorf, Kunsthalle Darmstadt, CPAP Havanna, Kuba, Camera Austria, Graz, Fotogalerie Wien, Robert Morat Galerie, Berlin. Stefanie Seufert lebt und arbeitet in Berlin.