Spuren – eine Erkundung von Chemnitz
Emeka Ogboh
9. Mai – 8. August 2025

„Spuren“ zeigt die Spuren des industriellen Herzens und der visionären Seele von Chemnitz - einer Stadt, die historisch von dichten Wohnvierteln, geschäftigen Fabriken und ehrgeizigen Innovationen im Textilbereich geprägt ist. Diese zeitgenössische Ausstellung unternimmt eine Reise in die vielschichtige Vergangenheit von Chemnitz durch eine immersive, multisensorische Erkundung der Spuren, die die Industrialisierung hinterlassen hat.
Der Ausstellungsraum selbst wird durch eine tiefschwarze Wand in ein immersives, fast sakrales Dunkel transformiert – ein Verweis auf das historische Phänomen des „schwarzen Schnees“ von 1865, als Chemnitz unter einer dichten Glocke aus Rauch und Ruß lag. Diese düstere Atmosphäre war so prägend, dass Chemnitz im benachbarten Erzgebirge den Spitznamen „Ruß-Chams“ erhielt – ein Ort, den man oft nur als schattenhafte Silhouette unter einer rußigen Glocke am Horizont wahrnahm.
Inmitten dieser Dunkelheit leuchtet als Neonwerbung das frühe Motto der Stadt auf und fragmentiert die homogene Schwärze: „Eng wohnen, weit denken.“ Ergänzt wird diese visuelle Dichte durch die olfaktorische Installation einer Industriellen Essence: Gerüche von Dampf, Maschinenöl und Baumwolle entfalten ein sensorisches Erinnerungsfeld, das die körperliche Erfahrung industrieller Arbeit evoziert. Klanglandschaften aus mechanischen Rhythmen und eine kulinarische Intervention, die historische Arbeitergerichte neu interpretiert, erweitern die sinnliche Erfahrbarkeit der Geschichte.
Spuren ist keine konventionelle historische Rekonstruktion, sondern eine poetisch verdichtete, körperlich erfahrbare Meditation über Industrialisierung, Urbanität und Erinnerung. Emeka Ogboh gelingt esdie vielschichtige Vergangenheit von Chemnitz zwischen industrieller Moderne, marxistischer Ideologie und postindustrieller Transformation in ein lebendiges, fragiles Erinnerungsgewebe zu übersetzen.