geschaffen. gebrochen. geborgen


Friedrich Press

Mit einem Beitrag von Stefan Hurtig

11. September – 16. November 2025 

Friedrich Press Skulptur

Die Ausstellung bringt zentrale Skulpturen Friedrich Press’ weltlicher Motivik – darunter Akte, Gesichter, Mutter-Kind-Gruppen – zusammen und positioniert diese in spannungsreicher Nähe zur Videoarbeit Solidarities von Stefan Hurtig.

Friedrich Press' Skulpturen stehen im Spannungsfeld großer kunsthistorischer Entwicklungen des 20. Jahrhunderts und sind ebenso geprägt von biografischen Brüchen wie von epochalen Zäsuren der Moderne. Sein Weg vom expressionistischen Frühwerk, das auf Ausstellungen wie der Berliner Akademie 1932 große Aufmerksamkeit erhielt, bis hin zu einer strengen Reduktion und Abstraktion der Nachkriegszeit verweist auf Einflüsse bedeutender Künstlergrößen wie Ernst Barlach und Käthe Kollwitz, die – wie Press – in ihren Plastiken existenzielle Menschheitsthemen verhandelten. Gerade Press’ Blockhaftigkeit, die Verletztheit und die Fragmentierung seiner Figuren knüpfen an die expressiven Körpersprachen der Zwischenkriegsmoderne an und betonen eine conditio humana, die durch Traumata, Leid, Hoffnung und Gemeinschaft geprägt ist. 

Der Bruch mit dem strengen Ideal der klassischen Moderne nach 1945, den Press exemplarisch in sakralen wie weltlichen Werken vollzieht, spiegelt sich in seinen Mutter-Kind-Skulpturen und Akten ebenso wie in seinen Kirchenraumgestaltungen: Die Figuren erscheinen gebrochen, mit rauen Oberflächen, oft reduziert auf wesentliche Sinnträger und öffnen so einen Resonanzraum zwischen individueller Verletzlichkeit und kollektivem Geborgensein. Die Bezugnahme auf den sakralen Raum und die gleichzeitige Übersetzung menschlicher Nähe und Schutzsuche (im Motiv Mutter und Kind) machen seine Kunst zu einer Brücke zwischen Transzendenz und Alltagserfahrung.

Stefan Hurtigs zeitgenössischer Beitrag  aktualisiert diese kunsthistorische Reflexion im digitalen Zeitalter. Auch hier bleibt das Motiv der Gemeinschaft, des Geborgenseins und der Brüchigkeit zentral, transformiert in eine neue Bildsprache. Hurtig greift das im Werk von Press angelegte Spannungsfeld – Menschen als Geschaffene und Gebrochene auf der Suche nach Geborgenheit – auf und übersetzt es in die Gegenwart fragmentierter, digital vernetzter Biografien.

Der Ausstellungstitel  geschaffen. gebrochen. geborgen.  reflektiert diese zentrale kunsthistorische Bewegung: Von der Schöpfung durch Material und Form (geschaffen) über die biografischen und gesellschaftlichen Brüche (gebrochen) hin zu einer immer wieder neu zu findenden Geborgenheit im Zwischenmenschlichen und in der Kunst (geborgen) – eine Linie, die sich von der Moderne bis in die Gegenwart quer durch das Werk von Friedrich Press bis zu Stefan Hurtig zieht.

Friedrich Press (1904–1990)

Nach einer Lehre als Holz- und Steinbildhauer in Münster studierte er ab 1924 an der Kunstgewerbeschule Dortmund und anschließend an der Kunstakademie Dresden. Seine Karriere begann mit expressionistischen Skulpturen in Westfalen, bevor er 1935 nach Dresden umsiedelte. Dort entwickelte Press in den Nachkriegsjahren einen eigenständigen Stil zwischen expressiver Formensprache und strenger Reduktion. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen zahlreiche Kirchenraumgestaltungen, Altäre und Plastiken, darunter Akte und Mutter-Kind-Darstellungen – auch aus Meißener Porzellan. Neben christlich-sakralen Motiven schuf er immer wieder weltliche Skulpturen, deren blockhafte und zugleich verletzliche Formen elementare menschliche Themen berühren.

Friedrich Press Ausstellung

Stefan Hurtig (*1981) 

wurde in Zwickau geboren und ist Videokünstler, Medienkünstler und Szenograf. Er studierte Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und an der ASP Krakau und schloss sein Studium 2011 als Meisterschüler bei Alba D’Urbano ab. Seine Arbeiten kreisen um Identität und Körperbilder im digitalen Zeitalter, das Verhältnis von Mensch und Technologie sowie neoliberale Selbstoptimierungslogiken. Hurtig nutzt Video, Installation und performative Methoden – häufig mit Bezug auf Pop- und Internetkultur. Er erhielt 2018 den Preis der Leipziger Jahresausstellung, hatte 2019 im Museum der bildenden Künste Leipzig eine Einzelaussstelung und 2022 eine Retrospektive in HALLE 14. Hurtig lebt und arbeitet in Leipzig.

Friedrich Press Ausstellung

Eröffnung: Jakobikirche Chemnitz
11. September 2025, 18 Uhr Feierliche Ausstellungseröffnung mit einführenden Worten und musikalischem Rahmenprogramm. 

Galeriegespräch: Galerie Konstanze Wolter  e.artis contemporary
18. Oktober 2025, 17 Uhr Christoph Deuter, Kunsthistoriker und Press-Kenner, spricht über Leben und Werk des Künstlers. Mit Raum für Fragen, Austausch und neue Perspektiven. 

Abschlussgottesdienst: Katholische Kirche St. Johannes Nepomuk,
16. November 2025, 10 Uhr Gemeinsamer Abschluss der Ausstellung im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes.

Drei Orte – ein Thema

Vom 11. September bis 16. November 2025 sind Skulpturen und Grafiken von Friedrich Press zeitgleich an allen drei Ausstellungsorten zu sehen. Die Werke entfalten ihre Wirkung in unterschiedlichen räumlichen Kontexten – vom sakralen Raum bis zur zeitgenössischen Galerie.